Historisk arkiv

Offizieller Besuch der Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein

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Publisert under: Regjeringen Stoltenberg I

Utgiver: Kulturdepartementet

Tischrede In der Villa der Norwegischen Regierung

The Minister of Cultural Affairs Mrs Ellen Horn

Offizieller Besuch der Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein

Oslo, 3 October 2000

Tischrede In der Villa der Norwegischen Regierung

Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin,

liebe Freunde aus Schleswig-Holstein,

verehrte Gäste!

Es ist mir eine große Freude, Sie im Namen der norwegischen Regierung bei diesem Essen begrüßen zu dürfen. Wir sind zusammengekommen, um die ausgezeichneten Beziehungen zwischen Norwegen und Deutschland im Allgemeinen und zwischen Norwegen und Schleswig-Holstein im Besonderen zu feiern. Ein weiterer Grund ist natürlich die Tatsache, dass vor zehn Jahren die deutsche Einheit vollzogen wurde, und ich möchte unseren Gästen – als Vertretern des vereinten Deutschlands – schon an dieser Stelle meine Glückwünsche aussprechen.

Außenpolitik

Bekanntlich legt die norwegische Regierung sehr viel Wert auf die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland. Es fand weithin Beachtung, dass die erste Auslandsreise von Ministerpräsident Stoltenberg nach Berlin führte. Die Regierung setzt sich neben regelmäßigen, engen Kontakten auf politischer Ebene aktiv dafür ein, die von ihr konzipierte Deutschland-Strategie weiterzuentwickeln. Bei dieser Strategie stehen unsere Beziehungen zu einem unserer wichtigsten europäischen Partner im Mittelpunkt, und es geht darum, die bereits bestehenden engen Bande zwischen unseren beiden Ländern noch enger zu knüpfen.

Gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass die Regionen im Europa von heute und morgen eine immer wichtigere Rolle spielen und dass immer mehr Verbindungen zwischen Regionen geknüpft werden. Die norwegische Regierung legt großes Gewicht auf die Unterstützung bereits ergriffener und neuer Initiativen, die zur Vertiefung der Kontakte zwischen Regionen beitragen – in allen Bereichen. Die Regierung begrüßt daher auch die enge und gute Zusammenarbeit zwischen Schleswig-Holstein und Norwegen, wobei ja in unserem Land vor allem die „Region Ostnorwegen" ein wichtiger Partner ist.

So gibt es also mehrere gute Gründe für unsere große Freude, dass dieser Besuch einer offiziellen Delegation aus Schleswig-Holstein zustande gekommen ist:

die Wichtigkeit der Pflege unserer Kontakte zu Schleswig-Holstein,

unser Wunsch, die Deutschland-Strategie konkret mit Inhalt zu füllen, und

die Erkenntnis, dass die Beziehungen zwischen den Regionen einen immer größeren Stellenwert haben.

Ostseekooperation

Manchmal stellen Menschen, die in der modernen Geografie noch etwas zu lernen haben, die Frage, ob Norwegen ein Ostseestaat sei. Politisch ist dies durchaus der Fall. Schleswig-Holstein hat in erheblichem Maße zur Integration in der Ostseeregion beigetragen, beispielsweise durch Begegnungen von Parlamentariern und auch die Kieler Woche mit allen dazu gehörenden Veranstaltungen.

Die Ostseekooperation auf Regierungsebene umfasst eine zunehmende Zahl von Bereichen, die für die wirtschaftliche und die politische Entwicklung relevant sind. Hierzu gehören Handel, Umwelt, demokratische Institutionen, Sicherheitspolitik und nicht zuletzt Kultur.

Den Vorsitz im Ostseerat führt seit dem Sommer Deutschland – als Nachfolger von Norwegen. Wir sind daher weiterhin Mitglied der Führungs-Troika und schätzen die Kontakte, die wir in diesem Gremium und bei der Weiterführung und Konkretisierung der Ostseekooperation mit Deutschland gehabt haben und weiterhin haben.

Schleswig-Holstein - Kultur

Norwegen war von Anfang an ein aktiver Partner der kulturellen Zusammenarbeit im Ostseeraum im Rahmen von Ars Baltica. Wir sehen Ars Baltica als einen wichtigen Beitrag an, um Kontakte zwischen unseren Künstlerinnen und Künstlern und dem Kulturleben der teilnehmenden Länder zu schaffen und zu vertiefen. Natürlich ist es unser Ziel, dass Kunst und Kultur ihre eigenen Wege finden – ohne staatliche Einmischung. Daher stellen wir mit Zufriedenheit fest, dass dies auch tatsächlich geschieht. Können wir dann von staatlicher Seite dazu beitragen, dass noch stärkere Bande geknüpft werden, und können wir Möglichkeiten auftun, die sonst wohl nicht existiert hätten, dann sollten wir das Unsere für eine solche Förderung tun. Hier hat Ars Baltica eine wichtige Aufgabe.

Ars Baltica wurde bekanntlich eben in Schleswig-Holstein initiert und stellt heute ein wichtiges multinationales Forum der kulturellen Zusammenarbeit im Ostseeraum dar. Von norwegischer Seite unterstützen wir die hier geleistete Arbeit in jeder Hinsicht. Auch die vier Kulturministerkonferenzen der Ostseeanrainerstaaten haben bestätigt, dass die multinationale kulturelle Zusammenarbeit in der Ostseeregion auf Ars Baltica aufbauen soll.

Außerdem haben norwegische Kunstschaffende und Kultureinrichtungen Beziehungen zu Kollegen und Institutionen in Kiel, Lübeck, Flensburg und anderen Städten geknüpft, und zwar weitgehend ohne Unterstützung offizieller staatlicher Stellen. So wurde die gegenseitige Bereicherung und das gegenseitige Verständnis gefördert.

Ich möchte an dieser Stelle ein Kulturprojekt hervorheben, das im Ostseeraum eine besondere Stellung einnimmt. Durch Jazz Baltica wurde Salzau auch in Norwegen zu einem bekannten und geschätzten Begriff. Norwegische Musiker haben in den zehn Jahren seit dem ersten Festival immer wieder in Salzau teilgenommen und sich dort inspirieren lassen.

Schließlich möchte ich den Schulbehörden in Schleswig-Holstein meinen Dank aussprechen, weil sie so aktiv an der Durchführung des Projekts „Grieg in der Schule" mitwirken. Im Rahmen dieses Vorhabens entstehen fachliche und kulturelle Kontakte, die für beide Seiten wertvoll sind und über die unmittelbar Beteiligten hinaus Früchte tragen.

Die Bedeutung der Regionen nimmt in allen Bereichen zu. Norwegen und Schleswig-Holstein gehören heute zu einer Region, in der eine außerordentliche Entwicklung zu verzeichnen ist. Die Grundlagen der weiteren Zusammenarbeit sind die allerbesten: geografische und kulturelle Nähe und die bereits bestehenden vielfältigen Kontakte.

Frau Simonis, verehrte Gäste, ich bitte Sie nun, das Glas zu erheben und mit mir auf die Beziehungen zwischen Schleswig-Holstein und Norwegen anzustoßen: Heute schon ausgezeichnet – morgen noch besser!